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Das besondere an der Vegetation der Gründächer der ufaFabrik ist, hier wurde zu Anfang eine sehr vielfältige Mischung buntblühender Arten verwendet, etwa Esparsette, Wundklee und diverse Sedum-Arten.
In den ersten Jahren erfolgte durch die Gärtner der ufaFabrik noch eine regelmäßige Wässerung, was insbesondere die Kleearten und die empfindlicheren Arten begünstigte. Seit einigen Jahren, seitdem das gesammelte Regenwasser für die Toilettenspülung verwendet wird, werden die Dächer nur noch selten bewässert. Die Vegetation hat sich darauf eingestellt, das heißt Gewinner der reduzierten Wasserversorgung waren die weithin schon etablierten Sedum (Fetthennen) – Arten, die heute eine Deckung von über 50% der Gesamtfläche auf den meisten Dachflächen besitzen. Sie sind auch an trockenes Wetter angepasst und eigentlich für derartige Standorte typisch.
Aus den vorherigen, eher besser wasserversorgten Zeiten überdauert aber noch eine Vielzahl von Pflanzen als Samen im Boden, die in besonders feuchten Jahren, etwa 2004 erneut wieder zur Blüte gelangen. So bieten Gründächer jährlich ein etwas unterschiedliches Vegetationsbild – das hat eine positive Auswirkung auf die innerstädtische Biodiversität, einem Aspekt der bei englischen Kollegen mit Aufmerksamkeit verfolgt wird. – Kleinere Überraschungen sind hierbei eingeschlossen. Mit 40 – 50 verschiedenen Pflanzenarten ist jedes dieser Dächer deutliche artenreicher als die meisten typischen Gründächer innerhalb Berlins.
Nicht jedes Dach des Geländes ist gleich. So ist das Dach des Theatersaals der direkten Sonneneinstrahlung am intensivsten ausgesetzt. Also sind hier die Sedumarten am konkurrenzstäksten und am bedeutendsten. Das angrenzende Dach der Freien Schule mit der Photovoltaik–Anlage wird im Rahmen der Kartierungen mittlerweile getrennt bearbeitet. Die PV- Anlage wirkt wie ein großer Schirm, der die Sonnenstrahlen dämpft. Unter der
PV-Anlage wachsen Arten höher auf als auf dem offenen windausgesetzten Dach. Beifuß und Graukresse sind hierfür exemplarisch zu nennen.
Die Dächer der flachen Gebäude vom Café Olé und der Ausstellung sind von größeren Bäumen so eingehüllt, dass hier in Randbereichen eine für Dächer unübliche Verschattung durch Gehölze vorhanden ist. In diesem Schutze wachsen Saumarten, die eher von Gehölzstreifen im Garten bekannt sind, etwa Storchschnabel-Arten, diverse Wicken und Gräser, die die volle Sonne meiden.
Das Dach der Ökoausstellung, erst 1994 angelegt, hat nur eine Substratschicht von wenige Zentimetern. Hier wurde eine Vielfalt diverser Sedum-arten testweise ausgesät. Es zeigt sich, dass es also nicht nur die üblichen Arten, etwa Sedum album (weißblühend) oder Sedum sexangulare (gelblühend) sein müssen. Sedum spurium, die Schlangenfetthenne oder Sedum ewersii mit den graufleischigen Blättern bietet eine Vielfalt in der Struktur die bisher noch viel zu selten auf den typischen Gründächern innerhalb der Stadt zu finden sind.
Ansprechpartner bei der Fachhochschule Neubrandenburg:
Manfred Köhler promovierte 1987 an der TU Berlin über „Die ökologischen Wirkungen von Fassadenbegrünungen“. Seit 1984 betreut er Untersuchungen an Dachbegrünungen. „Die Möglichkeiten mit Vegetation eine lebenswerte Stadt zu schaffen sind noch lange nicht ausgereizt – langsam erkennt auch ein zunehmende Anzahl an Architekten dies. Hierfür Argumente zu liefern ist nicht zuletzt die Aufgabe der Demonstrationsobjekte und der angewandten ökologischen Forschung.“
Die Gründächer auf dem Gelände der ufaFabrik sind hierfür ein gutes Beispiel. Mitte der 80er angelegt, werden einige hiervon seit 1992 regelmäßig vegetationskundlich hinsichtlich der Artenzusammensetzung durch Manfred Köhler kartiert.
Manfred Köhler ist in Deutschland einer derjenigen, der sich am längsten wissenschaftlich mit Gründächern beschäftigt. Seit 1994 als Professor an der Fachhochschule Neubrandenburg ist es möglich, einige Forschungen auch unter dem Aspekt der Langfristigkeit zu betreuen. Den Dächern der ufaFabrik kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind noch vor der Zeit angelegt worden, als ein ausgedehntes Instrumentarium an Regelungen für Gründächer existierten.